09-04-2012

GERMANY TRADE AND INVEST: Russland baut Geflügelfarmen für über eine Milliarde Euro

Moskau (gtai) - Hähnchen, Puten, Enten und Gänse - Geflügelfleisch steht in Russland höher im Kurs denn je. Die Nachfrage steigt Jahr für Jahr um zehn Prozent, oder mehr. Selbst zu Krisenzeiten war Wachstum angesagt. Das beflügelt russische Agrarbetriebe zum Ausbau ihrer Kapazitäten. Derzeit sind neue Geflügelfarmen im Wert von über einer Milliarde Euro in der Planung oder im Bau. Damit kann Russland ab 2012 nicht nur auf Importe verzichten, sondern sogar selbst exportieren.

Bereits 2010 war Geflügelfleisch mit einem Anteil von 39% das beliebteste Fleisch in Russland (Quelle: inFolio Research Group). Im Jahr 2011 dürfte der Anteil sogar auf 41% steigen. Und das, obwohl die Importquote für Geflügelfleischvon 600.000 auf 350.000 t gekürzt wurde. Angesichts eines Marktvolumens von etwa 3,4 Mio. bis 3,5 Mio. t dürfte sich der Anteil der Einfuhren 2011 gerade noch auf 10% belaufen. Steigende Nachfrage und weniger Importe - in die entstehende Lücke stoßen zunehmend heimische Geflügelfarmen. Mit massiven Investitionen stocken sie die Kapazitäten auf.

Die Produktion stieg 2010 um 11% - auch dank des Konzentrations- und Professionalisierungsprozesses in der russischen Geflügelzucht. Zum Vergleich: Im Jahr 1990 legte ein russisches Durchschnittshuhn täglich 21,9 g Gewicht zu, 2009 waren es 47,5 g. Außerdem bedarf es heute nur noch halb so viel Futter wie vor 20 Jahren zur Gewichtszunahme um 1 kg. Die Tierhaltung wurde effektiver, das Futter besser. Die meisten professionellen Geflügelfarmen betreiben heute eigene Anlagen zur Herstellung von granuliertem Mischfutter. Die 15 größten Geflügelfarmen stellen rund 60% des in Russland produzierten Geflügelfleisches her. Tendenz: steigend.

Von 2010 bis 2012 dürfte die Produktion von Geflügelfleisch um 400.000 t wachsen. Das entspricht einem Wachstum von 14%. Sollten die Importquoten jedoch noch weiter reduziert werden, könnte das die Investitionslaune der russischen Agrobetriebe noch weiter anheizen, glaubt man an der russischen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften, GNU WNIIPBT Rosselchosakademi.

In kaum einem anderen Lebensmittelsektor in Russland werden derzeit die Kapazitäten derart rasch erweitert wie in der Geflügelaufzucht. Die wichtigsten Zukunftsregionen in der Branche sind die Gebiete Belgorod, Pensa, Leningrad, Tscheljabinsk, Woronesch, Swerdlowsk und Tomsk, der Stawropolski Krai, der Krasnodarski Krai und die Republik Tatarstan.

Das Unternehmen Altaiski Broiler, eine Tochterfirma von Prioskole aus Belgorod will noch 2011 die Kapazitäten auf 63.000 t Geflügelfleisch aufstocken. Auch die Geflügelfabrik Oktjabrskaja aus der Republik Mordowien erhöht die Kapazitäten - und zwar auf 60.000 t pro Jahr. Außerdem befinden sich auf dem Betriebsgelände seit zwei Jahren zwei moderne Anlagen zur Herstellung von Küken-Körnermischfutter. Dort können stündlich 20 t granuliertes Mischfutter für alle Altersstufen produziert werden, schreibt die Fachzeitschrift Ptizeprom unter Berufung auf IA Kasach-Serno.

Die Aktiengesellschaft OAO Tschuwaschski Broiler hat bereits im August 2010 mit dem Bau von vier neuen Geflügelställen zur Aufzucht begonnen. Als Baumaterialien werden besonders energiesparende Sandwich-Paneele verwendet. Im Winter lasse sich damit bis zu 30% Gas sparen, heißt es bei Advis.ru.

Der Agrobetrieb Miratorg, einer der wichtigsten Schweine- und Rindfleischhersteller Russlands, will jetzt auch in die Geflügelzucht und Produktion investieren. Das neue Werk soll im Gebiet Brjansk errichtet werden und 380 Mio. Euro kosten, sagte der Präsident des Unternehmens Ende Januar 2011 in einem Interview mit dem russischen Wirtschaftsblatt RBK daily. Die ersten Produkte könnten schon im Juni 2013 auf den Markt kommen. Mitte 2014 sollen die vollen Kapazitäten von 100.000 t Geflügelfleisch ausgeschöpft werden.

Eines der wichtigsten und größten Unternehmen in dem Bereich ist die Gruppe Tscherkisowo. Von 2012 bis 2014 plant der Konzern Investitionen in Höhe von 12 Mrd. Rbl (über 300 Mio. Euro) in die Geflügelaufzucht, 2010 waren es 173 Mio. Euro. Im Jahr 2011 soll mit dem Bau einer zweiten Geflügelfarm im Gebiet Lipezk begonnen werden, und zwar in der dortigen Sonderwirtschaftszone. Die volle Auslastung dieses zweiten Betriebes der Tscherkisowo-Tochter OAO Kurinoje Zarstwo dürfte erst acht Jahre später erreicht sein. Neben einem Schweinemastbetrieb sollen 128 Geflügelställe, Inkubatoren und 336 Ställe zur Aufzucht von Küken sowie Anlagen zur Tierfutterproduktion und Schlachtanlagen gebaut werden.

Die Kapazitäten liegen bei 230.000 t Hächnchenfleisch pro Jahr. Die Investitionen betragen 450 Mio. Euro. Aus heutiger Sicht verdoppeln sich damit die Kapazitäten der Tscherkisowo-Gruppe. Im Jahr 2010 hat der Konzern noch 194.000 t Geflügelfleisch in die Regale russischer Einzelhandelsläden gebracht, 5% mehr als 2009. Aus dem Lipezker Werk stammten davon etwas mehr als 70.000 t

Derzeit verhandelt die Tscherkisowo-Spitze über den Kauf der Firma Mosselprom, die 2009 über 51.000 t Geflügelfleisch produziert hat. Der Wert von Mosselprom liegt Angaben der russischen Wirtschaftszeitung "Wedomosti" zufolge bei 70 Mio. bis 100 Mio. US$.

Solche Übernahmen dürften in den kommenden Jahren das Bild in der Branche prägen, glaubt Muscheg Mamikonjan, Präsident des russischen Fleischverbandes. Russische Hersteller hättenausländische Importe erfolgreich durch heimische Produktion ersetzt. Da sei also kaum noch Entwicklungspotenzial. Bleiben zur Expansion russischer Hersteller nur noch das Wachstum im Inland - und Exporte. Wenn auch künftig Jahr für Jahr neue Kapazitäten von rund 300.000 t Geflügelfleisch in Russland geschaffen würden, dann könnte Russland bereits 2012 zum Nettoexporteur aufsteigen, rechnet der Geschäftsführer des Branchenverbandes Rosptizeprom vor. Einige Hersteller verzeichnen heute bereits einen regen Außenhandel. Russische Hähnchenschenkel sind vor allem in Südostasien beliebt. Die russische Regierung lotet derzeit sogar Exportmöglichkeiten nach Kanada aus, berichtete die Wirtschaftszeitung RBK daily Ende Januar 2011.


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